Warschau, 29.09.2012
Auszeichnung mit dem europäischer Tolerantia-Award 2012
Zum siebten Mal wurden die europäischen Tolerantia-Preise vergeben. Preisträger und Stifter des Preises trafen sich am 29. September im Österreichischen Kulturforum in Warschau. Jedes Jahr vergeben MANEO aus Deutschland, SOS-Homophobie aus Frankreich und Lambda Warszawa und KPH aus Polen den Gemeinschaftspreis an her-ausragende Persönlichkeiten und Projekte in ihren Ländern in Anerkennung beispielhafter Leistungen.
Im Rahmen einer von etwa 100 Gästen besuchten Feierstunde, unter ihnen Karolina Malczyk-Rokicińska, Vizedirektorin des Zentrums für soziale Kommunikation der Stadtverwaltung Warschau, Bezirksbürgermeister Piotr Guział von Warschauer Stadtbezirk Ursynów – der erste Bezirksbürgermeister, der vor einem Warschauer Bezirksrathaus eine Regenbogenfahne hissen ließ – und Niels von Redecker von der Deutschen Botschaft, in Warschau, ehrten die Organisationen aus Deutschland, Polen und Frankreich in diesem Jahr Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin der Stadt Köln, Dr. Katarzyna Bojarska und die Beratungsstelle für psychosexuelle Gesundheit „BezTabu“ (Ohne Tabu) aus Danzig, und Véronique Eledut, Lehrerin des Pariser Gymnasiums Lycée JB Corot.
Seit 2006 wird der Tolerantia-Preis jährlich von einem Bündnis national wirkender und anerkannter schwuler und LGBT-Anti-Gewalt-Projekte in Europa vergeben. Die Organisationen engagieren sich gegen Homophobie und Hassgewalt, für Vielfalt und Toleranz in ihrem Land und kooperieren in Europa. Zum Bündnis zählen derzeit: MANEO (Deutschland), SOS-Homophobie (Frankreich), Lambda Warszawa und KPH – Kampania Przeciw Homofobii (Polen). Grundlage für die „Berlin Alliance Against Homophobia“ ist die gemeinsam unterzeichnete „Tolerancja-Erklärung“.
Deutschland
Elfi Scho-Antwerpes
Die 59-jährige Mutter zweier Kinder gehört seit dem 14. Oktober 2004 dem Stadtrat von Köln an und ist seither Bürgermeisterin. Seit dem 26. März 2009 ist sie erste Stellvertreterin des Oberbürgermeisters.
Seit 1988 gehört Elfi Scho-Antwerpes dem Vorstand der Kölner Aidshilfe e.V. an. Sie ist schwulen- und lesbenpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion und Vertreterin der SPD in der Stadt-AG Lesben, Schwule und Transgender. Jedes Jahr unterstützt sie den „ComeTogether-Cup“, der seit 1995 in Köln stattfindet; hier spielen viele unterschiedliche Teams gegeneinander Fußball mit dem Ziel, Vorurteile und Grenzen gegenüber Homosexuellen und Transsexuellen abzubauen. 2005 repräsentierte sie Köln in Chicago bei der Vergabe der VIII. Gay Games und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass diese an Köln vergeben wurden. Gemeinsam mit zahlreichen Politikern aus Deutschland und Europa reiste sie 2006 nach Warschau, um die polnischen LSBT*-Aktivisten bei der Durchführung des CSDs zu unterstützen. 2010 unterstützte sie die von Berlin aus organisierte „Regenbogenbrücke“, mit der Menschen, die von einem schweren Anschlag auf einen Jugendtreff für LSBT*-Jugendliche in Tel Aviv betroffen waren, zu einem Ferienaufenthalt nach Berlin und Köln eingeladen worden waren. Wo immer Elfi Scho-Antwerpes auftritt, setzt sie sich gegen Homophobie, Transphobie und Hassgewalt und für gesellschaftliche Vielfalt und Toleranz ein.
Hiermit würdigen wir den langjährigen und grenzübergreifenden Einsatz von Elfi Scho-Antwerpes und verleihen ihr den diesjährigen Tolerantia-Preis.“
Polen
Dr. Katarzyna Bojarska und die Beratungsstelle für psychosexuelle Gesundheit „BezTabu“ (Ohne Tabu)
„Dr. Katarzyna Bojarska arbeitet als Juniorprofessorin am Institut für Psychologie an der Universität Danzig. Sie ist dort als Dozentin, Ausbilderin, Sexualpädagogin und Sozialforscherin tätig.
Die Beratungsstelle für psychosexuelle Gesundheit „BezTabu” (Ohne Tabu) ist an der Stiftung ‘Zentrum für soziale Partizipation’ in Danzig (Fundacji Centrum Partycypacji Społecznej w Gdańsku) angesiedelt und bietet Beratung bei sexuellen und psychologischen Problemen an.
Der Preis wird an Dr. Katarzyna Bojarska für ihren Mut verliehen, die Kategorie „queer” in den psychologischen Diskurs in Polen eingeführt zu haben, sowie für ihre Kompromisslosigkeit, der Problematik der LGBT eine neue Qualität zu geben. Und auch für die Inspiration, die sie zahlreichen Psychologinnen und Psychologen in ihrer offenen und vorurteilsfreien Arbeit mit den Menschen mit nichtnormativen Identitäten gegeben hat.
Der Preis wird außerdem an die Beratungsstelle für psychosexuelle Gesundheit „BezTabu” für die professionelle Beratung und Unterstützung für LGBT-Personen verliehen. Und auch für verantwortungsvolle, wissenschaftlich fundierte und der ethischen Standards entsprechende Ausbildung von Expertinnen und Experten im Bereich der Sexualität und Jugendtherapie, sowie für die Verbreitung von wissenschaftlichen Erkenntnissen bezüglich LGBT, wo sie am meisten fehlen und gebraucht werden, ebenso für die Verbindung der professionellen Tätigkeit mit gesellschaftlichem Engagement zugunsten der LGBT-Personen.“
Frankreich
Véronique Eledut
„Véronique Eledut ist keine öffentliche Person, und dennoch verrichtet sie als pädagogische Koordinatorin eines Gymnasiums eine außerordentlich herausragende Arbeit gegen gesellschaftliche Diskriminierungen, insbesondere gegen Homophobie und Transphobie.
Im Rahmen ihrer täglichen Arbeit für eine bessere Umwelt der Schülerinnen und Schüler initiierte sie einen Besuch von SOS Homophobie an der Schule, der seither jährlich stattfindet. Ihre Absicht war es, die Schüler für die Themen Homophobie und Transphobie zu sensibilisieren. Dank ihres Engagements sind die Schüler dieses Gymnasiums heute stolz und gewappnet, Homophobie offensiv zu begegnen; sie haben außerdem viele andere Personen für diesen Kampf gewonnen.
Wenn wir Véronique Eledut auszeichnen, möchten wir ihr Engagement vor dem Hintergrund würdigen, dass viele weitere Menschen darin bemüht sind, unsere Gesellschaft zu verbessern, für Lesben, Schwule und Trans-Personen. Diejenigen, die wie Véronique Eledut beruflich mit Erziehung zu tun haben, spielen in diesem Bemühen eine zentrale Rolle: indem sie die Jüngeren dafür sensibilisieren, Diskriminierung zu erkennen, zu verstehen und zu vermeiden, tragen sie besonders Dazu bei, dass die nächste Generation mit der Vielfalt sexueller Orientierungen und Identitäten respektvoller umgeht.“