Warschau 2008

Berlin, 08.10.2008

Preisübergabe in Düsseldorfer LTU-Arena vor 20.000 Zuschauern

Übergabe des Tolerantia-Preises 2008 am 7. September in der Düssel-dorfer LTU-Arena; (v.l.n.r.) Dr. Theo Zwanziger, Tanja Walther, Philipp Lahm, MANEO-Projektleiter Bastian Finke.
Übergabe des Tolerantia-Preises 2008 am 7. September in der Düssel-dorfer LTU-Arena; (v.l.n.r.) Dr. Theo Zwanziger, Tanja Walther, Philipp Lahm, MANEO-Projektleiter Bastian Finke.

Die Übergabe des diesjährigen Tolerantia-Preises an DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, DFB-Nationalspieler Philipp Lahm und EGLSF-Repräsentantin Tanja Walter fand gestern zu Beginn des öffentlichen Trainings der National-mannschaft in der Düsseldorfer LTU-Arena statt. Über 20.000 Zuschauer im Stadion wohnten der vom DFB kurzfristig ermöglichten Zeremonie bei, in der MANEO-Projektleiter Bastian Finke die drei Preisträger für ihr beispielhaftes Engagement gegen Homophobie im Fußballsport ehrte.

Der deutsch-französisch-polnische Preis wird seit 2006 jährlich von der Initiativgruppe Schwules Weimarer Dreieck an herausragende Persönlichkeiten aus Deutschland, Frankreich und Polen vergeben, die sich gegen Homophobie und für Toleranz eingesetzt haben.

MANEO-Projektleiter Bastian Finke freute sich, dass den zur offiziellen Preisgala in Warschau am 20. September aus terminlichen Gründen verhinderten Preisträgern nun der Preis persönlich und in einem angemessenen Rahmen nachträglich übergeben werden konnte: „Wir brauchen Menschen, die mutig Wege bereiten und damit zu Vorbildern werden. Sie alle hier leisten Großartiges. Dafür möchte ich Ihnen im Namen aller unserer Partnerorganisationen, insbesondere auch meiner Organisation MANEO, danken. Ich freue mich, dass ich hierzu auch die herzlichsten Grüße unseres Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, überbringen kann.“

Homophobie und Intoleranz fänden sich in allen Bereichen der Gesellschaft, so auch im Sport. Das Engagement der Preisträger für Toleranz und Akzeptanz im Fußball sei daher ein wichtiges Signal – in den Sport, aber auch in die gesamte Gesellschaft hinein.

Preisträger Philipp Lahm erklärte in seinem Grußwort für die Warschauer Gala: „In der Begründung für den Preis heißt es: Ich wurde ausgezeichnet ‚aufgrund des besonderen und herausragenden Einsatzes gegen Intoleranz und Homophobie im Breitensport und insbesondere im Fußball.’ Eigentlich habe ich nur das gemacht, was ich sonst auch versuche zu tun. Ich habe in Interviews meinen Standpunkt vertreten und als ich zum Thema Homophobie im Fußball befragt wurde, habe ich auch hier meine Meinung geäußert. Für mich geht es in erste Linie um den Menschen und seine Rechte. Schon in unserem Grundgesetz stehen die Rechte des Menschen und seine Würde an erster Stelle. Dies ist für mich eine Selbstverständlichkeit, denn Würde ist unabhängig von Rasse, Religion, Geschlecht oder auch sexueller Orientierung. Ich lebe gerne in einer liberalen offenen Gesellschaft, in der ein tolerantes Miteinander ohne diskriminierende Vorurteile möglich ist. Denn mein Verständnis vom Zusammenleben ist, dass wir so mit anderen umgehen, wie man möchte, dass mit einem Selbst umgegangen wird.“

Bereits im Vorfeld der Fußball-WM 2006 hatte MANEO mit einer viel beachteten Plakataktion für mehr Toleranz im Fußballsport geworben; auch die aktuelle Ausgabe der MANEO-Fachzeitschrift impuls widmet dem Thema einen Schwerpunkt. Die „Aktionsabende gegen Homophobie im Fußballsport“, u.a. initiiert von EGLSF-Repräsentantin Tanja Walther und unterstützt von Dr. Theo Zwanziger, begrüßte MANEO ebenfalls ausdrücklich als „richtiges und wichtiges Signal“.

Vor diesem Hintergrund zeigte sich Finke erfreut, dass die kurzfristig anberaumte Tolerantia-Preisübergabe auch von Vertretern schwullesbischer Fußballfanclubs aus Stuttgart, Köln und Berlin begleitet wurde, u.a. von Andreas Stiene von „Andersrum Rut-Wiess“, den Berliner Hertha-Junxx, sowie Christian Deker, Vorstandsmitglied der Stuttgart-Junxx, die eigens zur Preisvergabe angereist waren. „An dem ins Rollen gebrachten Ball bleiben wir dran“, so Finke.

Siehe auch die offizielle Seite des DFB:

http://www.dfb.de/index.php?id=500014&no_cache=1&tx_dfbnews_pi1[showUid]=15966&cHash=b6495cdac0

Preisübergabe in Warschau

Bereits am 20. September 2008 fand die offizielle Übergabezeremonie des deutsch-französisch-polnischen „Tolerantia-Preis 2008“ im Rahmen einer Feierstunde im österreichischen Kulturzentrum in Warschau statt.

Stimmen

Im Beisein den bekannten polnischen TV-Moderator Toamaz Raczek wurde am 20. September der deutsch-französisch-ponische Tolerantia-Preis 2008 in Warschau übergeben. V.l.n.r. Tomasz Raczek, Bastian Finke, Krzysiek Kliszczyński (Lambda-Warschau), Marzanna Pogorrzelska, Tanja Walther, Rober Biedron (KPH, Polen)
Im Beisein den bekannten polnischen TV-Moderator Toamaz Raczek wurde am 20. September der deutsch-französisch-ponische Tolerantia-Preis 2008 in Warschau übergeben. V.l.n.r. Tomasz Raczek, Bastian Finke, Krzysiek Kliszczyński (Lambda-Warschau), Marzanna Pogorrzelska, Tanja Walther, Rober Biedron (KPH, Polen)

Tanja Walther: „Ich fühle mich geehrt und freue mich sehr über den Tolerantia-Preis 2008. Es ist schön, dass meine Arbeit für weniger Diskriminierung von Lesben und Schwulen im Sport, vor allem im Fußball, mit diesem Preis eine Würdigung erfährt. Wie so oft, steht dieser Preis jedoch nicht nur mir zu, da ich alleine diese Arbeit nicht hätte leisten können. Ohne die Hilfe von z.B. den Frauen bei Seitenwechsel, den Queer Fußball Fanclubs und vielen Einzelnen wäre es nicht möglich, immer wieder darauf hinzuweisen, wie viel mehr Farbe und Vielfalt Lesben und Schwule in den Fußball bringen.“

Marzanna Pogorzelska: „Ich möchte an dieser Stelle all den Menschen danken, die mich mit dem so bedeutungsvollen „Toleratia-Preis 2008“ ausgezeichnet haben. Ich möchte aufrichtig meinen Schülern danken – ohne die ich heute hier nicht mit dem Preis stehen würde. Denn es lag nicht zuletzt an ihnen, mir ihre Einzigartigkeit und wunderbare Verschiedenheit zu verdeutlichen. Dank ihnen verstand ich wie deutlich sie auch ihr Andersein oft auch schmerzhaft fühlen müssen. Und das alles passiert bereits in der Schule – an einem Ort, der gewöhnlich damit verbunden wird, Unterschiede abzulehnen und alle nach einer Norm formen zu wollen. Ich bin aufrichtig davon überzeugt, dass Schule so nicht sein darf – es sollte der Ort von Gesprächen, Begegnungen und der Achtung von Unterschieden sein. Ich glaube daran, dass die Schule kein ‘another brick in the wall of intolerance’ sein darf – ein solches Model verdient es, eingerissen zu werden,um zu sehen, was tatsächlich dahinter lieg: ein wunderbarer Regenbogen.“

Tomasz Raczek: Polen an sich ist kein homophobes Land. Die Menschen hier sind einfach nur falsch informiert. Sie erhalten keine ausreichende Gelegenheit, sich zu informieren und sich daraufhin eine Meinung zu bilden und sich entsprechend zu verhalten. Deshalb sind wir aufgefordert, öffentlich das Wort zu ergreifen. Laßt keine dieser Programme zur Preisverleihungs-Gala liegen. Verteilt diese Programme überall in Warschau, in Bars, Clubs, Cafés und andere Orte, zu denen ihr geht. Falls jemand das in Englisch gehaltene Programm nicht versteht wäre das eine gute Gelegenheit, den Menschen den Hintergrund auch noch einmal persönlich zu erklären und darüber zu sprechen.“