Madrid 2010

Berlin, 20.11.2011

Tolerantia-Preis 2010 in Madrid vergeben

Organisers of the Tolerantia-Award from Germany, Poland, France and Spain showing the documents and the sculpture before the ceremony at Madrid’s famous Cocktail bar „Museo Chicote“.
Die Organisatoren des Tolerantia-Preis aus Deutschland, Polen, Frankreich und Spanien mit Urkunden und Skulpturen vor der Preisvergabe in der Madrider Cocktailbar „Museo Chicote“.

Die vielen großen und kleinen Erfolge im fortwährenden Kampf gegen Homophobie und Hassgewalt in Europa gehen zurück auf das persönliche Engagement vieler Menschen. Die „Berlin Alliance Against Homophobia“, der MANEO als Gründungsmitglied angehört, zeichnen jedes Jahr herausragenden und beispielhaften Einsatz mit dem Tolerantia-Preis aus. Der gemeinsame europäische Preis ist Auszeichnung und Ermutigung zugleich. Die diesjährige Verleihung fand am 13. November 2010 in Madrid statt.
Mit dem Tolerantia-Preis wird herausragendes Engagement im Kampf gegen Homophobie und Hassgewalt in Europa. Die diesjährige Preisverleihung fand am 13. November in der berühmten Cocktailbar „Museo Chicote“ in Madrid statt, wo bereits Grace Kelly, Ava Gardner, Liz Taylor und Ernest Hemingway am Tresen standen. Unter den 100 teilnehmenden Gästen fanden sich die Vorsitzenden der Organisationen MANEO (Deutschland), Bastian Finke, von SOS-Homophobie (Frankreich), Bartolomé Girard, für Lambda-Warschau und KPH (Polen), Krzysztof Kliszczyński, und COGAM, Miguel Angel Gonzalez Merino. Anwesend waren auch Frau Boti García Rodrigo und Ximo Cádiz Ródenas von der FELGTB, der bekanntesten spanischen LGBT-Dachorganisation, und der bekannte Schauspieler Jesús Molina. Ausgezeichnet und gewürdigt wurden die TEDDY-Promotoren Wieland Speck und Mabel Aschenneller (Deutschland), Rechtsanwältin Caroline Mécary (Frankreich), die ehemalige stellvertretende Premierministerin Polens Izabela Jaruga-Nowacka (Polen) und der Schauspieler Imanol Arias (Spanien).

Tolerantia-Preis 2010 – die Preisträger

Deutschland

Wieland Speck und Mabel Aschenneller

„Film ist neben einer Kunstform vor allem ein Medium, das Botschaften wirkungsvoll trans-portieren kann. Wieland Speck und Klaus Mabel Aschenneller nutzen diese faszinierende Kraft der Bilder und wirken damit in herausragender Weise vermittelnd und vorbildhaft. Wieland Speck ist seit 1992 Programmleiter der Sektion Panorama der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Seit Mitte der 1970er-Jahre engagiert er sich in verschiedenen Bereichen von Film und Video sowie zusammen mit Mabel Aschenneller als Autor und Verleger. Themenschwerpunkte dieser Arbeit waren Männeremanzipation und homosexuelle Identität. 1985 führte er erstmals in einem Film Regie; die homosexuelle Ost-West-Liebesgeschichte „Westler“ ist bei ihren diversen Wiederaufführungen – auch unter politischem Aspekt – bis heute weit über die Zielgruppe homosexueller Zuschauer hinaus erfolgreich. 1987 gründete er als Assistent des damaligen Panorama-Leiters Manfred Salzgeber den TEDDY – schwullesbischer Filmpreis auf der Berlinale. Klaus Mabel Aschnneller ist Mit-Initiator und Geschäftsführer des gemeinnützigen Fördervereins TEDDY e.V. Die 1997 gegründete Stiftung setzt sich für den queeren TEDDY-Award und damit für die Förderung von schwul-lesbisch-transidentischen Filmproduktionen ein.
Für ihren langjährigen emanzipatorischen Einsatz, der stets auch mit dem Ziel verbunden ist, Homophobie und Hassgewalt sowohl in unserer Gesellschaft wie auch grenzübergreifend hinaus zu überwinden, verleihen wir ihnen den diesjährigen Tolerantia-Preis.“

Frankreich

Caroline Mécary
SOS Homophobie hat entschieden, den diesjährigen Tolerantia-Preis an Rechtsanwältin Caroline Mécary zu verleihen. Sie hat sich in ihrer Funktion als Rechtsanwältin in den letzten 15 Jahren vehement für die Rechte und die rechtliche Gleichstellung von LGBTs in Frankreich eingesetzt. Die engagierte Rechtsanwältin hat sich für die homosexuelle Ehe ausgesprochen und kämpft für die Anerkennung von Kindern aus gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Caroline Mécary hat wegweisende rechtliche Grundsatzentscheidungen bewirkt. 2001 erzielte sie ein erstes Urteil, das eine Adoption durch ein gleichgeschlechtliches Paar ermöglichte. 2004 war sie die Anwältin eines schwulen Paares, das in Frankreich von einem Bürgermeister verheiratet wurde. Sie hatte 2008 erfolgreich den Fall einer lesbischen Lehrerin aus Frankreich vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vertreten, der die französischen Behörden unter Berufung auf das Kindeswohl die Adoption verweigert hatten. Ein französisches Gericht hat dann 2009 nach elfjährigem Rechtsstreit einer Frau in Frankreich erlaubt, gemeinsam mit ihrer Partnerin ein Kind zu adoptieren.
Caroline Mecary ist in Frankreich wie im Ausland eine gefragte Rechtsanwältin. Ihr fachlicher Rat wird hoch geschätzt. Sie hat zahlreiche juristische Bücher und Artikel in der Presse ver-öffentlicht. Sie nimmt regelmäßig an Fernseh- und Hörfunksendungen teil. Lange Porträts wurden in den Tageszeitungen „Libération“ und „Le Monde“ über sie veröffentlicht. Sie leitet ein Netz namens RAVAD, das zahlreiche LGBT-Organisationen in Frankreich umfasst. Sie ist Mitglied eines europaweiten Anwaltnetzes, das Diskriminierungen bekämpft.

Polen

Izabela Jaruga-Nowacka
„Viele Jahre lang hat Izabela Jaruga-Nowacka LGBTQ-Organisationen in Polen unterstützt. Sie war immer deren Anwältin, nahm an den Debatten und Konferenzen teil und machte die Bedeutung der Rechte von LGBTQ-Personen deutlich. Mit den Gegenpositionen wurde sie auch direkt konfrontiert. Es ist ihr zu verdanken, dass 2005 die Warschauer Gleichberechti-gungsparade, die von dem damaligen Warschauer Bürgermeister Lech Kaczynski verboten worden war, durch die Straßen der Hauptstadt Polens gehen konnte. Sie vertrat stark und sehr authentisch linke Positionen, setzte sich stets für Minderheiten und Schwache in der Ge-sellschaft ein. Und dies tat sie aus innerer Überzeugung; sie war keine Politikerin, die nur um Wählergunst bemüht war – der Mensch stand für sie immer im Mittelpunkt. Seit Jahren befürwortete sie rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften. Sie wollte mit uns daran zusammenarbeiten. In der Politik wird sie unersetzbar bleiben.“ Lamda-Warschau und KPH.
Izabela Jaruga-Nowacka, ehemalige stellvertretende Premierministerin Polens, starb am 10.04.2010 mit 59 Jahren bei dem schweren Flugzeugunglück in Smolensk. Sie gehörte zu einer polnischen Delegation hochrangiger Repräsentanten Polens um Staatspräsident Lech Kaczyński, die anlässlich des siebzigsten Jahrestages des Massakers von Katyn zur Ge-denkstätte nach Russland reisen sollte.

Spanien

Imanol Arias
Imanol Arias, geboren 1956 in Riaño (León), wuchs in der baskischen Stadt Ermua auf. Als Jugendlicher arbeitete er mit zahlreichen unabhängigen Theaterkompanien aus dem Bas-kenland zusammen. Im Laufe seiner langen Karriere war er an vielen Film-, Theater- und Fernsehproduktionen beteiligt. Zu seinen bedeutendsten Arbeiten zählen seine Darstellung eines leidgeprüften schwulen Mannes in „Der Tod des Mikel“ (1984) sowie seine Rollen in den Almodóvar-Filmen „Labyrinth der Leidenschaften“ (1982) und „Mein blühendes Geheimnis“ (1995).
Doch Arias ist nicht nur ein Schauspieler von außergewöhnlichem Format: Profiliert ist er auch durch sein Engagement für die Menschenrechte, die Rechte von Transsexuellen, die HIV/AIDS-Prävention und in sozialen Fragen. Die UNICEF ernannte ihn zum Sonderbotschafter.
Mit der Verleihung des Tolerantia-Preises 2010 würdigt COGAM Arias besonders dafür, dass er sein Engagement für die Menschenrechte und gegen die Diskriminierung von LGBT-Personen gerade in der jüngeren Vergangenheit stetig ausgebaut hat. Auch seine Beteiligung an Friedensinitiativen im Baskenland hat für diese Entscheidung eine Rolle gespielt.